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14 bis 15 Jahre: Alles verändert sich – der Körper, die Gefühle und die Sicht auf sich selbst

Erfahren Sie, was in dieser Phase passiert – von körperlichen Veränderungen bis zu ersten sexuellen Erfahrungen – und wie Sie Jugendliche dabei sicher begleiten.

14. bis 15. Lebensjahr

Körperliche Veränderungen – sichtbar, spürbar, manchmal anstrengend

In diesem Alter sind die körperlichen Veränderungen meist schon deutlich sichtbar – Arme und Beine wirken plötzlich zu lang, Stimmen brechen, Hautunreinheiten tauchen auf, Mädchen erleben regelmässig ihre Periode. Die Jugendlichen wachsen nun sprichwörtlich «von aussen nach innen» – zuerst verändern sich äusserlich sichtbare Bereiche. Dies zu integrieren braucht etwas Zeit und kann zusätzlich auf die Stimmung schlagen oder dazu führen, dass manche Kleider nicht mehr getragen werden wollen, obwohl sie bsp. von aussen betrachtet noch gut passen. Später passen sich Körpergefühl und Selbstwahrnehmung an.

Lassen sich im Alter zwischen 13 oder 14 Jahren noch keine typischen Pubertätsmerkmale wie Wachstumsschub oder beginnende Intimbehaarung feststellen, sollte eine medizinische Fachperson kontaktiert werden, um eine Hormonstörung auszuschliessen.

Jungen können sich ab der Geschlechtsreife jeden Tag fortpflanzen, Mädchen nur während dem Eisprung (Eizelle stirb nach ca. 24h. Eine Schwangerschaft wäre wegen der überlebenden Spermien aber ca. 5 Tage vor und 1 Tag nach dem Eisprung möglich).

Jugendliche vergleichen sich in ihrer Entwicklung mit Gleichaltrigen und beschäftigen sich mit Körperidealen, die ihnen in unserer digitalen und analogen Welt präsentiert werden. Gespräche über die Vielfalt des Menschseins zu führen und gemeinsam kritisch zu reflektieren, dass auf online Plattformen bearbeitete Bilder geteilt werden, wird zu einem Teil Ihrer Erziehungsaufgabe.

Vorhaben wie körperlich fitter zu werden, abzunehmen oder an Muskulatur gewinnen, können hier auf einmal beschäftigen, weil der eigenen Körper durch die Veränderungen wieder «neu bewohnt» werden muss. Fragen wie: «Bin ich normal entwickelt?»,  «bin ich gross, stark, schlank, kräftig genug» kreisen vielleicht in den Gedanken und junge Menschen bemühen sich zunehmend, attraktiv zu sein – für sich und für Andere.

Sexualität bei Jugendlichen: Aufklärung, Safer Sex und gesunde Grenzen

Jetzt spielt zunehmend das Entdecken und Erleben-Wollen von Sexualität in Form von Küssen, Petting, intimen Berührungen eine Rolle. Meist vermuten Eltern im Freundeskreis aber mehr sexuelle Aktivität, als in der Realität tatsächlich bereits stattfindet.

Sobald erste sexuelle Handlungen mit anderen Jugendlichen gelebt werden, steigt nicht nur die Möglichkeit, einer Schwangerschaft und Elternschaft, sondern auch das Risiko, sich mit sexuell übertragbaren Infektionen (STI) anzustecken. Ein Grund mehr, als Eltern altersgerechte Informationen über Safer Sex Regeln zugänglich zu machen und einen verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität zu fördern.

Denken, Fühlen und soziale Reife – alles gleichzeitig im Umbau

Eltern gehören für Jugendliche zu den wichtigsten Bezugspersonen bei Themen zu «sexuellen Dingen». Damit sind Fragen zu Beziehungen, körperliche Veränderungen, Verhütung und Sexualität gemeint. Daneben werden gute Freund:innen um Rat gefragt.

Jugendliche wünschen sich eine stärkere Beteiligung ihrer Eltern in der Sexualaufklärung. LGBTQ+ Jugendliche berichten in einer europäischen Studie von einem Mangel an familiärer Ressourcen hinsichtlich ihrer Aufklärung, von Vorurteilen und Diskriminierung und dem Anzweifeln ihres Coming-outs. (Sexualaufklärung in der Familie und Schule, S.39) (www.tgns.ch)

In diesem Alter ist es gut möglich, dass sich bei Jugendlichen eine Ungeduld und Unsicherheit zeigt und sie mit den Gedanken beschäftigt sind, wann sie wohl auch endlich ein:e Freund:in für eine romantische Beziehung haben werden. Die Neugier, wie man richtig flirtet, wie sich Sexualität wirklich anfühlt, ob «es» wahr ist, was online, im Film oder in Gesprächen darüber geteilt wird, kann eine zunehmende Sehnsucht nach Nähe und Beziehung wecken.

Die Sorgen, Ängste und Unsicherheiten jemanden anzusprechen und sich dadurch ein Stück weit verletzlich zu machen, haben sich im Vergleich zu den vergangenen Generationen nicht verändert – ebenso wenig das Alter des ersten Geschlechtsverkehrs. Dieses geschieht seit mehreren Jahren ca. mit 17 Jahren. Jugendliche werden zwar sexuell aktiver, versuchen unterschiedliche Sachen aus und sammeln Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht und gleichgeschlechtlichen Jugendlichen. Erste romantische Beziehungen dauern aber eher kurz und Partner:innen werden oft gewechselt (serielle Monogamie). Viele Jugendlichen leben einige Jahre mit ihrer Sehnsucht nach dieser besonderen körperlichen und emotionalen Nähe, bevor sie «das 1. Mal» in Form von Geschlechtsverkehr erleben.

Entwicklungsschritte und wie Sie unterstützen können

Bei der Verhütung geht es nicht nur darum, sich vor einer ungewollten Schwangerschaft bzw. Elternschaft zu schützen, sondern auch um den Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI).

Für junge Menschen ist es wichtig zu wissen, dass es unterschiedliche Verhütungsmethoden gibt und «das Richtige» nicht für alle gleich ist. Diese Informationen sollen auch dann zugänglich sein, wenn noch längst kein Geschlechtsverkehr in Sicht ist. Wissen gibt Sicherheit und Orientierung, fördert die Eigenverantwortung und mindert die Angst vor ungewollter Schwangerschaft und Krankheit.

So unterstützen Sie Ihr Kind

  • Auch junge Menschen dürfen wissen, dass Sexualität etwas ist, was Spass machen kann und sich leicht anfühlen darf.
  • Sprechen sie geschlechtsunabhängig mit ihrem Kind über Verhütungsmethoden (Kondom, Pille, Pflaster, Spirale, hormonfreie Verhütung, etc.)
  • Schutz , Verhütung und Einvernehmlichkeit geht nur im Team.
  • Nehmen sie dazu gerne auch ein individuelles Gespräch bei einer Fachstelle sexuelle Gesundheit in ihrer Region in Anspruch – entweder für sich als Elternteil oder für ihr Kind.
  • Gleichzeitig bleibt das Bedürfnis nach Sicherheit und Anerkennung bestehen. In dieser Phase suchen viele Jugendliche verstärkt nach Nähe – mal in Freundschaften, mal in ersten Liebesbeziehungen.
  • Was hilft: Eltern, die zuhören können, ohne gleich zu bewerten. Und Gespräche, die nicht wie ein Interview wirken, sondern beiläufig stattfinden – beim Kochen, auf dem Sofa oder im Auto.
  • Wichtig ist: Verhütung ist nicht nur Sache des Mädchens. Ein partnerschaftliches Verständnis von Sexualität beginnt damit, dass auch Jungen wissen, wie ein Kondom funktioniert und was «Safer Sex» bedeutet. Eltern dürfen hier geschlechterunabhängig aufklären – und ruhig auch eigene Unsicherheiten thematisieren. Ein kurzer, ehrlicher Einstieg kann lauten: «Es gibt viele Infos – wenn du willst, schauen wir sie uns gemeinsam an. Oder du suchst dir was Passendes selbst raus – ich unterstütze dich gern dabei.»

In dieser Lebensphase spielt das äussere Erscheinungsbild eine grosse Rolle. Jugendliche experimentieren mit Kleidung, Frisuren, Schminke oder auch ersten Piercings. Sie wollen wissen, wie sie auf andere wirken – und wer sie selbst eigentlich sein wollen. Lob, Kritik oder auch nur Blicke von Gleichaltrigen beeinflussen den Selbstwert stark. Gleichzeitig beginnen viele, sich mit gesellschaftlichen Schönheitsidealen auseinanderzusetzen – oft befeuert durch perfekt inszenierte Bilder auf Social Media.

So unterstützen Sie Ihr Kind

  • Versuchen sie, unaufgeregte Gesprächsmomente zu ermöglichen und erzählen sie auch etwas aus ihrer Zeit, als sie im gleichen Alter waren. Was hat ihnen gefallen, woran haben sie sich orientiert, was war angesagt, wie dachten sie, sein zu müssen – Autofahrten, Küchen-Snack-Gespräche vor dem Schlafen gehen, Türrahmengespräche etc. eignen sich dazu meist besser als von Angesicht zu Angesicht Sitzungen.
  • Falls ihr Kind Unsicherheiten offenbart, seien sie Zuhörer:in
  • Ohne die Gefühle des Kindes abzusprechen können sie erwähnen, wie unterschiedlich sich Menschen und Körper entwickeln und wie wertvoll jeder Mensch ist, gleichzeitig können sie in den Austausch kommen, wie sie ihr Kind unterstützen können.

Jugendliche werden selbständig, gehen mit Freund:innen weg und experimentieren in unterschiedlichen Bereichen. Die Kombination aus neugieriger Offenheit und einem Gehirn in Umbauphase bedeutet, dass Jugendliche Risiken nicht immer realistisch einschätzen. Das betrifft nicht nur Sexualität, sondern auch Themen wie Alkohol, Social Media, Partys oder Gruppendruck.

So unterstützen Sie Ihr Kind

  • Versuchen sie unterschiedliche Gesprächsanlässe zu schaffen, statt Dinge lediglich zu verbieten:  «Du darfst Fehler machen – und du darfst immer zu mir kommen, egal was passiert», ist eine wichtige Botschaft in dieser Phase
  • Momente wie gemeinsames Autofahren, vor dem zu Bett gehen, während dem Kurzeinkauf oder wenn sie sich dazu einlassen können auch während dem gemeinsamen Gamen eignen sich dazu.
  • Sie können eine ehrliche Rückmeldung über ihre eigenen Emotionen geben, ohne ihr Kind abzuwerten, wenn sie sich bsp. Sorgen machen.
  • Üben sie sich gleichzeitig im Zutrauen.
  • Sprechen sie gemeinsam über mögliche Gefahren, beim alleine unterwegs sein und wie ein Notfallplan unter den Jugendlichen aussehen könnte (bsp. «du kannst mich auch mitten in der Nacht erreichen, wenn ihr in Schwierigkeiten sind.»)

Informations- und Beratungsstellen 

Engagement Kinderschutz Schweiz

Kinderschutz Schweiz benennt die Missachtung der Rechte der Kinder und fordert die konsequente Umsetzung der UNO-KRK in der Schweiz. Die Stiftung bringt sich in Debatten ein, wird zum Schutz der Kinder aktiv und fordert von den politisch Verantwortlichen kinder- und familienfreundliche Strukturen.