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16 bis 18 Jahre: Ankommen, Ausprobieren, Verantwortung übernehmen

Mit 16 bis 18 Jahren kommen viele im eigenen Körper an – und stellen sich neuen Fragen zu Gesundheit, Sexualität und Beziehungen. Offene Gespräche, Respekt und Wissen über den eigenen Körper helfen, sicher und selbstbewusst durchs junge Erwachsenenalter zu gehen.

16. bis 18. Lebensjahr 

Körperliche Entwicklung – Ankommen im eigenen Körper

Die grössten körperlichen Veränderungen sind meist abgeschlossen. Mädchen erreichen mit ungefähr 16 Jahren ihre erwachsene Körpergrösse, Jungen mit 19 Jahren. Für viele junge Menschen fühlt sich der eigene Körper nun vertrauter an als zu Beginn der Pubertät.

Körperliche Veränderungen und gesundheitliche Anliegen

Beschwerden rund um den Menstruationszyklus, etwa Schmerzen oder Migräne, treten jetzt teilweise deutlicher zutage. Bei Jungen können sich Fragen zur Vorhaut, zur Erektion oder zu Beschwerden beim Sex zeigen – nicht selten begleitet von Unsicherheit oder Scham.

Aufgrund des weiblichen Zyklus kann es zu Beschwerden kommen wie Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen, ziehen in der Brust etc., welche ärztlich begleitet werden können und sollen.

Es kann vorkommen, dass junge Männer aufgrund ihrer (fehlenden) Vorhaut schmerzen erleben, wenn der Penis erigiert ist oder sie diesen stimulieren. Auch hier bedarf es einer ärztlichen Einschätzung.

Versuchen sie auch hier ein Vorbild zu sein und leben sie einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrer körperlichen und mentalen Gesundheit vor. Tragen sie dazu bei, dass sich die Botschaft etabliert: Es immer ok ist, sich Hilfe zu holen. Zudem sollten junge Menschen allerspätestens jetzt darüber aufgeklärt sein, wo sie Kondome und Verhütungsmittel beschaffen können und wie sie diese sicher anwenden.

Denken und Beziehungskompetenz – Reifung auf vielen Ebenen

Junge Menschen experimentieren in diesem Alter ev. mit unterschiedlichen Beziehungsformen und sexuellen Praktiken, wodurch eigene Vorlieben und Abneigungen sichtbar werden (eine monogame Beziehung führen, wenn diese nicht gelingt zur nächsten 1:1 Beziehung weitergehen, ist nach wie vor am häufigsten). Für junge Erwachsene ist es wichtig zu wissen, dass es bei diesen körperlichen Annäherungen und Beziehungserfahrungen nebst Spass, Lust und Erregung auch zu Pannen, Missverständnissen, Grenzverletzungen und Gewalt kommen kann und sie sich an Vertrauenspersonen und Fachstellen wenden dürfen, bei Fragen und Schwierigkeiten.

Respekt, Konsens und Offenheit: Grundlagen für gelingende Beziehungen

Eigene Wünsche und Grenzen zu kommunizieren, Einvernehmlichkeit (Konsens) kontinuierlich sicher zu stellen, Verführungs- und Verhandlungskompetenzen gesund zu nutzen, Gleichstellung zu berücksichtigen, verbale und non-verbale Signale zu interpretieren – kurz mit sich selbst und anderen gesunde und respektvolle Beziehungen zu führen – bleibt ein zentrales Lernfeld.

Erotische Medieninhalte oder Pornografie werden zunehmend auch aktiv für die eigene Erregung und die Ausgestaltung der sexuellen Interessen genutzt. Junge Menschen sind sich ihrer sexuellen Identität und Orientierung bewusster und ordnen sich vielleicht anders zu, als ihnen als Elternteile «lieb» oder vertraut ist. Gelingt es den Bezugspersonen, dem jungen Mensch zu vermitteln: «Ich liebe/schätze dich, so wie du bist und bin da, wenn du mich brauchst» beeinflusst dies ihre gegenseitige Beziehung und die Gesundheit positiv.

Wichtig ist, dass junge Menschen wissen: Einvernehmlichkeit, Kommunikation und gegenseitiger Respekt sind keine Floskeln, sondern Grundlage für gelingende Beziehungen. Eltern, die das Vorleben und über diese Themen ins Gespräch kommen, wirken nachhaltiger als jedes Verbot.

Entwicklungsschritte und wie Sie unterstützen können

Gynäkolog:innen sind Ansprechpersonen bei Fragen zur Verhütung, Geschlechtskrankheiten, Schwangerschaft, Beschwerden im Unterbauch, Problemen beim Menstruationszyklus.

Eine gynäkologische Kontrolle ist anzuraten, wenn die Periode bis zum 16. Lebensjahr nicht stattfindet, starke Unterleibsschmerzen auftreten, genitales Jucken oder Brennen,  sowie wenn keine Pubertätsmerkmale sichtbar sind. Besteht der Wunsch nach Aufklärung rund um ein passendes Verhütungsmittel kann auch eine Fachstelle für sexuelle Gesundheit aufgesucht werden.

So unterstützen Sie Ihr Kind

  • Sprechen sie über mögliche Gründe für eine gynäkologische Kontrolle (Schmerzen, ausbleibende Periode, Verhütung, Geschlechtsverkehr)
  • Das Mädchen sollte mitbestimmen können, zu wem es in die Kontrolle geht
  • Es ist hilfreich zu wissen, dass es nicht Pflicht ist, bei dem ersten Gespräch genital untersucht zu werden.
  • Menschen unter 18 dürfen bei Urteilsfähigkeit auch ohne die Einwilligung ihrer Erziehungsberechtigten in eine gynäkologische Behandlung.

Urolog:innen sind für alle Geschlechter zuständig. Sie befassen sich mit der Funktion und Erkrankung von Harnorganen.

Junge Männer gehen z.B bei Verdacht auf sexuell übertragbare Infektionen, wegen Veränderungen am Penis, der Hoden und des Hodensack, Schwierigkeiten rund um die Vorhaut (Verengung, Verklebung, verkürztes Frenulum) zu Urolog:innen. Haben Männer keine Beschwerden, gehen sie meist erst ab 50 Jahren in eine urologische Kontrolle, zur Früherkennung von Prostatakrebst.

So unterstützen Sie Ihr Kind

  • Körperwissen ist auch in Bezug auf die Genitalien zentral für die Gesundheit und das positive Körpergefühl.
  • Erklären sie dem Jugendlichen, dass Hoden meist unterschiedlich gross sind, in ihnen Testosteron und Samenzellen gebildet werden und sie bis zur Leiste hochgezogen und wieder gesenkt werden können.
  • Treten Schmerzen, Verhärtungen etc. auf, sollen sie sich unverzüglich melden für eine Kontrolle bei der Fachperson.

Sexuelle Rechte gelten für alle. In Bezug auf das Ausleben einer gesunden und verantwortungsvollen Sexualität ist es nötig, sich an das Schutzalter zu halten. Jugendliche unter 16 Jahren dürfen sexuelle Erfahrungen machen, das Gesetz schreibt aber vor, dass Sexualpartner:innen nicht mehr als 3 Jahre älter oder jünger sind. Bei einer Abhängigkeit (Schule, Verein, Arbeit) gilt diese Regelung bis zum 18. Geburtstag. Nebst dem Altersunterschied ist es wichtig, dass das Konzept des Konsens (Einvernehmlichkeit) vertraut ist. Von «Sex» sprechen wir nur, wenn bei allen Beteiligten alle Ampeln (Gedanken/Emotionen/Genital) auf grün sind. Hier erfahren Sie mehr zu der rechtlichen Situation. 

So unterstützen Sie Ihr Kind

  • Zur sexuellen Aktivität gehören zärtliche, lustvolle, sich schön anfühlende Berührungen, Liebesbriefe, Küsse, stimulieren der Genitalien etc. Ja, auch Jugendliche dürfen diese Lernerfahrungen machen.
  • Unterhalten sie sich darüber, dass sexuelle Aktivitäten gesund und ok sind, solange alle zustimmen, diese freiwillig sind, eine Gleichberechtigung gegeben ist und der Altersabstand dem Schutzalter entspricht.
  • Unter Gleichaltrigen kann manchmal ein Druck entstehen, «wann es endlich soweit ist». Ev. können sie hier auch berichten, dass dies von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich ist.

Es ist ein sexuelles Recht, sich bei Schwangerschaft oder -abbruch beraten zu lassen. Für einen Schwangerschaftsabbruch  braucht es die Urteilsfähigkeit der schwangeren Person, jedoch kein Einverständnis der Eltern.

So unterstützen Sie Ihr Kind

  • Fördern sie durch ihren anleitenden Erziehungsstil eine gesunde Beziehung zu ihrem Kind und eine möglichst gewaltfreie und offene Kommunikation. Dies ermöglicht eine gute Voraussetzung, auch schwierige oder unverhoffte Situationen im Leben zu besprechen.
  • Zykluswissen und Verhütungskenntnisse sind zentrale Voraussetzungen, dass junge Menschen die Rechte in Bezug auf ihren Körper wahrnehmen können.

Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze können bei sexuellen Aktivitäten (oral, anal, vaginal) übertragen werden und Infektionen auslösen. Ob sich jemand angesteckt hat, kann nur ein Test zuverlässig klären.

So unterstützen Sie Ihr Kind

  • Genau wie sie mit ihrem Kind die Regeln für eine möglichst sichere Teilnahme im Strassenverkehr besprechen, sollten sie dies auch ohne Horrorszenarien in Bezug auf sexuell übertragbare Infektionen und Krankheiten machen.
  • Sprechen sie frühzeitig über die Wichtigkeit von einer korrekten und verantwortungsvollen Kondom- und/oder Lecktuch-Nutzung, machen sie junge Menschen auf Safer-Sex-Regeln und Testzentren aufmerksam
  • Nutzen sie dieses Thema als Gelegenheit, ihr eigenes Wissen zu den Übertragungswegen aufzufrischen

Informations- und Beratungsstellen 

Engagement Kinderschutz Schweiz

Kinderschutz Schweiz benennt die Missachtung der Rechte der Kinder und fordert die konsequente Umsetzung der UNO-KRK in der Schweiz. Die Stiftung bringt sich in Debatten ein, wird zum Schutz der Kinder aktiv und fordert von den politisch Verantwortlichen kinder- und familienfreundliche Strukturen.