Schulen, Einrichtungen und Institutionen haben einen öffentlichen Schutzauftrag gegenüber den ihnen anvertrauten Kindern. Vielerorts verlangen Aufsichtsbehörden entsprechende Schutzkonzepte. Damit diese Konzepte im Alltag wirken, muss die Leitung eine klare Haltung einnehmen und die regelmässige Auseinandersetzung mit dem Thema zusammen mit den Mitarbeitenden fördern.
Wissen erneuern und Handlungsmöglichkeiten kennen
Das Wissen darüber, was sexuelle Ausbeutung ist und was sie für alle Betroffenen bedeutet, bildet die Basis aller Präventionsmassnahmen. Es ist wichtig, dass die Leitung einer Einrichtung wie auch die Mitarbeitenden die Formen und Auswirkungen sexualisierter Gewalt kennen, über Täterstrategien sowie Täter-Opfer-Dynamiken Bescheid wissen und zwischen Grenzverletzung und Straftat unterscheiden können. Das Wissen darum, welche Verantwortung und Pflicht sie in ihrer beruflichen Funktion zum Schutz der Kinder und Jugendlichen haben und wie sie bei Irritationen, Vermutungen oder gar einem Verdacht handeln sollen oder müssen, schafft Sicherheit und schützt vor unüberlegtem Handeln und vorschnellen Entscheiden.
Risiken erkennen und transparent machen Zuständigkeiten und Abläufe klären
An Schulen, in Betreuungseinrichtungen und Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe gibt es zahlreiche risikobehaftete Situationen, in denen sexualisierte Gewalt stattfinden kann, zum Beispiel in Duschräumen und Garderoben oder während der Hilfe bei der Körperhygiene.
Durch klare Regeln für die Bezugspersonen von Kindern und Jugendlichen sinkt die Wahrscheinlichkeit von Übergriffen. Prävention umfasst auch das Festlegen einer Umgangskultur und von Strukturen in Einrichtungen.
Risikofaktoren von sexualisierter Gewalt
- Mangelnde Information und Sensibilisierung der Mitarbeitenden innerhalb des Betriebs,
- unklare Zuständigkeiten und Abläufe,
- stark hierarchisch geprägte Strukturen,
- eine destruktive Fehlerkultur oder
- Angst vor Skandalen
erhöhen für Kinder und Jugendliche die Gefahren von sexualisierter Gewalt.
Jede Organisation kennt die eigenen Risikofelder am besten. Eine gute Ausgangslage, um das Thema anzugehen, sind die selbstkritische Analyse und ein offener Dialog mit den Mitarbeitenden. Im Zuge der Diskussion werden beispielweise Verhaltensregeln für den Umgang mit Nähe und Distanz definiert, das Vorgehen bei der Rekrutierung neuer Fachkräfte festgemacht und die Verantwortlichkeiten im Verdachtsfall geregelt. Eine offene Gesprächskultur, geschulte Ansprechstellen mit klarem Auftrag seitens der Leitung und eine Null-Toleranz-Haltung gegenüber sexualisierter Gewalt schaffen Sicherheit im Betrieb.
Verschiedene Präventionsfachstellen bieten Beratungen zur Entwicklung von Schutzkonzepten an, führen Bedarfsabklärungen durch und vermitteln das nötige Wissen. Sie bieten Unterstützung an bei der Implementierung von Massnahmen in den Bereichen:
- Information und Sensibilisierung (Wissensmanagement)
- Personalrekrutierung (Personalmanagement)
- Aufbau von Meldestellen (Meldemanagment)
- Risikoanalyse und Verhaltenskodex (Risikomanagment)
- Vorgehen in Verdachts- und Krisenfällen (Krisenmangagment)
- Einbezug von Kindern und Eltern (Beteiligungsmanagment)