Parlamentsinfo zur Sondersession, Thema gewaltfreie Erziehung
Gewalt in der Erziehung ist noch weitverbreitet
- Nur die Hälfte der Eltern gibt an, nie Gewalt anzuwenden in der Erziehung.
- Rund jedes 14. Kind erfährt regelmässig körperliche Gewalt durch seine Eltern.
- Fast jeder 4. Elternteil droht seinem Kind mit Schlägen.
- Fast jeder 3. Elternteil tut seinem Kind mit Worten weh oder beschimpft es heftig. ein Drittel der Eltern tun ihren Kindern mit Worten weh oder beschimpfen sie heftig.
- Fast jeder 5. Elternteil droht dem Kind, es wegzugeben oder es allein zu lassen.
Negative Folgen von Gewalt
Es ist wissenschaftlich belegt, dass Gewalt in der Erziehung nur negative und zum Teil langanhaltende Folgen für die betroffenen Kinder hat. Psychische und körperliche Gewalt erhöhen das Risiko für psychische Probleme, den Konsum von Suchtmitteln, ein geringeres Selbstvertrauen, aggressives Verhalten sowie schulische Schwierigkeiten. Erfahren Kinder körperliche oder psychische Gewalt, erschüttert dies das Vertrauen und die Beziehung zu den Eltern.
Unterstützung statt Sanktionierung
Die allermeisten Eltern wollen ihre Kinder erziehen, ohne dabei gewalttätig zu werden. Oft entsteht Gewalt aus einer Überforderung heraus. Darum braucht es eine bessere Unterstützung der Eltern und nicht zusätzliche strafrechtliche Sanktionierungen. Der neue Abs. 4 bei Art. 302 ZGB, der den Kantonen auferlegt, Beratungsstellen für Kinder und Eltern zu schaffen, ist darum sehr wichtig. Der Ausbau von Unterstützung von Eltern schützt Kinder vor Gewalt.
Gesetzliche Neuerung als Grundlage für Sensibilisierung und Prävention
Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern zeigen, dass es die Kombination einer gesetzlichen Verankerung der gewaltfreien Erziehung mit Sensibilisierungs- und Präventionsmassnahmen ist, die besonders erfolgreich zu einer Verringerung der Gewalt gegen Kinder führt. Die Verankerung der gewaltfreien Erziehung im ZGB bietet als eindeutige Leitlinie die Basis für eine breite und nachhaltige Sensibilisierung der Eltern.
Das Gebot der gewaltfreien Erziehung ist für Fachpersonen ein gut vermittelbares «Stopp-Signal»
Eine klar geregelte rechtliche Situation würde insbesondere Fachpersonen helfen, die mit Familien in Kontakt sind, bei denen es zu Gewalt in der Erziehung kommt. Das gesetzliche Gebot einer Erziehung ohne Anwendung von Gewalt mit dem Hinweis auf «körperliche Bestrafungen und andere Formen erniedrigender Behandlung» lässt sich gut vermitteln: Schädlich ist, was das Kind erniedrigt, seinen Selbstwert beeinträchtigt und letztlich seine Beziehung zu den Eltern belastet.

Kurzempfehlungen Nationalrat
Geschäft des Bundesrates: Zivilgesetzbuch (Gewaltfreie Erziehung). Änderung
Gewalt in der Erziehung ist noch weitverbreitet Fast 50 Prozent aller Kinder in der Schweiz erleben zu Hause körperliche und/oder psychische Gewalt.
Die folgenden Dach- und Fachverbände unterstützen die Verankerung der gewaltfreien Erziehung im Zivilgesetzbuch und bitten Sie, der Vorlage zuzustimmen.