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Pädokriminalität im Netz

Sie geben sich meist als Gleichaltrige aus, bauen Vertrauen auf und überschreiten Grenzen. Im Schutz der Anonymität des Internets lauern Tatpersonen, die gezielt Kinder und Jugendliche ins Visier nehmen. Ihr Ziel: die sexuelle Ausbeutung junger Menschen. Und das geschieht täglich und überall.

Digitale Medien sind ein wichtiger Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen. Während der digitale Raum viele Möglichkeiten für die persönliche Entwicklung bietet, birgt er auch Gefahren. Kinder und Jugendliche können online verschiedenen Formen sexualisierter Gewalt ausgesetzt sein. Tatpersonen nutzen zunehmend auch künstliche Intelligenz, um gezielt vorzugehen und ihre Absichten zu verschleiern – was das Risiko für Betroffene zusätzlich erhöht. Die Folgen dieser digitalen Übergriffe können genauso schwerwiegend sein wie bei sexualisierter Gewalt mit Körperkontakt und dürfen daher nicht verharmlost werden.

Was ist Pädokriminalität im Internet?

Pädokriminalität ist ein Sammelbegriff für verschiedene Straftaten mit sexuellem Bezug an Minderjährigen. Sie umfasst eine grosse Bandbreite von Straftaten:

  • verbale sexuelle Anspielungen
  • sexualisierte Handlungen (z. B. wenn Tatpersonen das Kind auffordern, sexuelle Handlungen an sich – oder z.B. vor einer Webcam – vorzunehmen)
  • Befriedigung eines sexuellen Bedürfnisses der Tatperson (z. B. wenn Tatpersonen vor einem betroffenen Kind masturbieren, sich exhibitionieren oder diesem gezielt pornografische Darstellungen zeigen)
  • Dokumentation der Taten auf Bildern und Videos

Zahlen und Fakten

  • Mehr als 20 Mio.

    Meldungen von sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Internet sind im Jahr 2024 beim National Center for Missing & Exploited Children (NCMEC) eingegangen (NCMEC, 2024).

  • 4472

    Meldungen und Anfragen sind von April 2023 bis März 2024 bei clickandstop.ch, der Melde- und Beratungsstelle gegen Pädokriminalität im Netz, eingegangen.

  • 50 %

    der Jugendlichen in der Schweiz haben unerwünschte sexuelle Anfragen erhalten (JAMES-Studie 2022).

  • 26 %

    der Jugendlichen in der Schweiz wurden ermuntert, erotische Fotos zu schicken (JAMES-Studie, 2024).

«Hey :-)»

Tatpersonen bewegen sich gezielt in digitalen Räumen, in denen sich auch Kinder und Jugendliche aufhalten. Etwa in Online-Spielen, sozialen Netzwerken oder Chatforen. Der Erstkontakt wirkt meist harmlos: ein lustiger Spruch, ein freundlicher Kommentar, vielleicht ein gemeinsames Spiel. Doch dahinter steckt eine klare Absicht. Schritt für Schritt bauen die Tatpersonen eine Beziehung auf. Die erste Kontaktaufnahme wirkt auf den ersten Blick harmlos, gar vertrauensvoll. Ziel ist, die jungen Menschen emotional zu binden. Dieses Vorgehen ist kein Zufall, sondern Teil einer strategisch geplanten Manipulation (mehr erfahren).

«Du bist aber sexy»

Mit gezielten Komplimenten gewinnen die Tatpersonen das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen und vertiefen die emotionale Bindung, die gefährlich trügerisch ist. Gerade Jugendliche sind in dieser Lebensphase besonders empfänglich für Aufmerksamkeit und Bestätigung. Sie erleben sich selbst im Wandel, wollen sich ausprobieren, Grenzen testen und Zugehörigkeit erfahren (hier erfahren Sie mehr über die sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen). Wenn dann jemand Interesse zeigt und ihnen das Gefühl gibt, besonders zu sein, kann das schnell als aufregend oder schmeichelhaft empfunden werden und macht sie dadurch anfällig für Manipulation.

«Schick mir ein Bild von dir. Ohne Kleider. Nur für mich.»

Früher oder später wird der Kontakt eindeutig: Die Tatpersonen fordern sexuelle Bilder oder Videos. Für Kinder und Jugendliche ist das ein Schockmoment. Genau dann ist es entscheidend, dass sie wissen, wie sie reagieren können. Wer über Schutzstrategien informiert ist, kann sich besser abgrenzen und Hilfe holen, bevor die Situation ausser Kontrolle gerät.

Schutzstrategien – bevor es passiert

    • Haben Sie ein ungutes Gefühl oder Fragen zum Thema sexualisierte Gewalt im Internet? clickandstop.ch bietet anonyme und unkomplizierte Hilfe.
    • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die unterschiedlichen Täterstrategien bei Cybergrooming oder Sextortion und worauf es besonders achten sollte.
    • Vermeiden Sie, persönliche Daten und Bilder Ihres Kindes online zu teilen – insbesondere auf Social Media.
    • Teilen Sie nur online, was Sie auch im echten Leben mit Fremden teilen würden.
    • Hat Ihr Kind ein eigenes Handy, geben klare Abmachungen zur Nutzung Orientierung und helfen, unnötige Diskussionen zu vermeiden.
    • Achten Sie darauf, dass Ihre Profile und die Ihres Kindes privat sind. So grenzen Sie ein, wer die Beiträge sehen kann.
    • Seien Sie ein Vorbild im Umgang mit Medien. Kinder orientieren sich auch online an Ihnen.
    • Interessieren Sie sich regelmässig für die Online-Aktivitäten Ihres Kindes. Sprechen Sie offen über Risiken im Netz und erklären Sie, dass nicht alle Menschen im Internet ehrlich sind – auch scheinbar gleichaltrige Profile können gefälscht sein. Besonders bei Kontaktanfragen von Fremden ist Vorsicht geboten.
    • Informieren Sie sich über eine altersgerechte Sexualerziehung und sprechen Sie mit Ihrem Kind über sexualisierte Gewalt – online wie offline. Offene Gespräche fördern Vertrauen und eine gesunde sexuelle Entwicklung.
    • Üben Sie gemeinsam Abwehrstrategien: Sätze wie «Das will ich nicht!» oder «Ich zeige dich an!» können in kritischen Situationen helfen.
    • Orientieren Sie sich für das Posten von Kinderbildern an der folgenden Checkliste.

Schutzstrategien – nachdem es passiert

    • Ist Ihr Kind von sexualisierter Gewalt im Internet betroffen? Melden Sie sich bei clickandstop.ch oder der Polizei.
    • Wird Ihr Kind erpresst, genötigt oder ausgebeutet, sexualisierte Inhalte zu erstellen, liegt ein Straftatbestand bevor. Hier erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie vorgehen müssen.
    • Sexualisierte Gewalt ist niemals die Schuld des betroffenen Kindes – weder online noch offline. Sagen und zeigen Sie Ihrem Kind: «Du bist nicht schuld und du bist nicht allein.» Gefühle von Scham sind normal. Manchmal braucht es Zeit, bis Kinder darüber sprechen. Bleiben Sie im Dialog, um zu verstehen, wie der Kontakt entstanden ist und wie es sich künftig besser schützen kann.
    • Ermutigen Sie Ihr Kind und sichern Sie ihm Ihre Unterstützung zu. Manchmal lehnen Kinder Hilfe ab, aus Angst, dass die Polizei oder andere Personen eingeschaltet werden. Erklären Sie, dass es sich um Fachpersonen handelt, die helfen und das Kind schützen wollen.
    • Gehen Sie nach einem Vorfall möglichst rasch zur Polizei und erstatten Sie Anzeige. Hier erfahren Sie, wie Sie vorgehen müssen und welche Beweise Sie mitnehmen sollten.
    • In einigen Fällen gehen sexualisierte Gewalt oder Erpressungsversuche auch von Schulkolleg:innen aus. Informieren Sie allenfalls Lehrpersonen oder Schulsozialarbeitende über die Situation und prüfen Sie rechtliche Schritte. 
    • Nutzen Sie den anonymen und kostenfreien Service von Take It Down, um eine Weiterverbreitung der Nacktbilder Ihres Kindes auf unterschiedlichen Plattformen zu verhindern.

Präventionsangebote & Kurse

Sie möchten das Thema in Ihrem beruflichen Alltag konkret behandeln? Hier finden Sie unsere erprobten Programme und Kurse. Für weitere Informationen oder individuelle Lösungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: info@kinderschutz.ch

  • clickandstop.ch – Gemeinsam gegen Pädokriminalität im Netz

    clickandstop.ch – Gemeinsam gegen Pädokriminalität im Netz

    Meldestelle
    Nationale Meldestelle gegen Pädokriminalität im Internet

Engagement Kinderschutz Schweiz

Kinderschutz Schweiz benennt die Missachtung der Rechte der Kinder und fordert die konsequente Umsetzung der UNO-KRK in der Schweiz. Die Stiftung bringt sich in Debatten ein, wird zum Schutz der Kinder aktiv und fordert von den politisch Verantwortlichen kinder- und familienfreundliche Strukturen.