Pädokriminalität im Netz: Die Flut kann nur gemeinsam eingedämmt werden
Fast die Hälfte der Jugendlichen erlebt sexuelle Belästigung im Internet
Die Zahlen sind alarmierend: Mehr als jede:r vierte Jugendliche in der Schweiz wird aufgefordert, erotische Bilder von sich zu verschicken (JAMES-Studie, 2024). Auf manchen Plattformen reichen wenige Minuten, bis Jugendliche mit bis zu 30 sexuellen Nachrichten konfrontiert werden, meist von Erwachsenen mit pädokriminellen Absichten. Diese Tatpersonen nutzen gezielt Neugier, Offenheit, Unsicherheit oder Einsamkeit aus, um Vertrauen zu gewinnen.
Kein Kind kann sich allein schützen
Im Zentrum der diesjährigen Kampagne steht das Thema «Pädokriminalität im Netz». Im Film wird mithilfe von Sprechblasen gezeigt, wie schnell Kinder und Jugendliche im Internet von Erwachsenen bedrängt werden und sexualisierte Gewalt erfahren. Ziel der Kampagne ist es, Eltern, Bezugspersonen und die breite Öffentlichkeit zu sensibilisieren und ihnen konkrete Schutzstrategien an die Hand zu geben.
In Zusammenarbeit mit der nationalen Plattform «Jugend und Medien» des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV), der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP) und den kantonalen und städtischen Polizeikorps, dem Bundesamt für Polizei (fedpol), dem Netzwerk digitale Ermittlungsunterstützung Internetkriminalität (NEDIK) sowie mit Unterstützung von Sunrise, Swisscom, APG|SGA, Goldbach Neo, Livesystems, ZipScreen GmbH, der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, der Guido Fluri Stiftung und weiteren Partner:innen lanciert Kinderschutz Schweiz die zweite Phase der Kampagne «Gemeinsam gegen Cybersexualdelikte an Kindern und Jugendlichen».
Prävention beginnt im Alltag: mit offenen Gesprächen, altersgerechter Aufklärung und klaren Regeln im Umgang mit digitalen Medien. Wer Kinder dafür sensibilisiert, dass nicht alle Menschen im Netz gute Absichten haben, wer selbst als Vorbild vorangeht, achtsam mit Bildern und Daten umgeht und Notfallstrategien vermittelt, stärkt die digitale Sicherheit von Kindern und schützt sie wirksam.
Und wenn doch etwas passiert, gilt: Nicht die Kinder sind verantwortlich, sondern allein die Tatpersonen. Wichtig ist, ruhig zu bleiben, zuzuhören und Hilfe zu holen: bei clickandstop.ch (der Melde- und Beratungsstelle gegen Pädokriminalität im Netz von Kinderschutz Schweiz und der Guido Fluri Stiftung) und bei der Polizei.
Politik in der Pflicht: Die Schweiz darf den Anschluss nicht verpassen
Es braucht die gemeinsame Aufklärung der Bevölkerung. Laut Kinderschutz Schweiz braucht es jedoch auch rechtliche Rahmenbedingungen, zum Schutz der Kinder und zum Hindernis von Tatpersonen bei der Kontaktaufnahme zu sexuellen Zwecken. Die Schweiz steht nicht allein da: Die EU ist aktiv daran, gemeinsam rechtliche Lösungen zu finden. Kinderschutz Schweiz ist durch das europäische Netzwerk der Kindesschutzorganisationen (ECLAG) in den Gesetzgebungsprozess eingebunden. Er wird auch von den führenden Techfirmen wie Apple, Microsoft und Google aktiv vorangetrieben. Was Europa anstösst, darf die Schweiz nicht verpassen. Der digitale Kindesschutz benötigt einen stärkeren rechtlichen Rahmen.
Denn: Nur gemeinsam können wir Kinder im digitalen Raum wirksam schützen.
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Medienmitteilung: Cybersexualdelikte Pädokriminalität im InternetPDF 0.7 MB