Bindung und Sensitivität

Damit sich Kinder optimal entwickeln können, brauchen sie Bezugspersonen, die zuverlässig auf ihre Signale reagieren und auf ihre Bedürfnisse eingehen.

Bestenfalls lernen die Kinder durch wiederholte Erfahrungen mit ihren Bezugspersonen, dass sie in unsicheren Situationen nicht alleine sind und Unterstützung, Schutz oder Trost erhalten.

Was brauchen Kinder von Geburt an?

Bereits ab Geburt zeigen Babys ihre verschiedenen Bedürfnisse, beispielsweise durch Wimmern, Weinen, Überstrecken oder Sich-die-Augen-Reiben. Wie die Bezugspersonen auf diese Signale eingehen, bestimmt langfristig, wie die Kinder über sich und andere Menschen denken. Lernt das Kind, dass seine Bezugsperson sensitiv reagiert, gewinnt es an Sicherheit und Vertrauen in sich und in andere Menschen. Sensitiv bedeutet, dass seine Signale wahrgenommen, richtig interpretiert sowie prompt und angemessen beantwortet werden. Dies begünstigt eine sichere Bindung des Kindes. Werden die Signale des Kindes nicht oder nur wenig sensitiv beantwortet, beispielsweise, indem die kindlichen Signale ignoriert, inkonsistent oder unangemessen beantwortet werden, begünstigt dies Misstrauen und Unsicherheiten und somit eine unsichere Bindung. Diese Erfahrungen in früher Kindheit prägen die weiteren Beziehungen des Kindes.

Eine sichere Bindung gilt als bedeutender Schutzfaktor. Sie führt unter anderem zu mehr Selbstwert, besserer Resilienz, stabileren Freundschaften, höherer Zufriedenheit in Partnerschaften und zu besseren Leistungen in der Schule (z. B. Blaustein/Kinniburgh 2010; Butzer/Campbell 2008; Ekeh 2012; Grossmann/Grossmann 2014). Die unsichere Bindung kann verschiedene negative Wirkungen haben, wie beispielsweise einen geringeren Selbstwert oder ein höheres Risiko für ADHS, Delinquenz und kindliche Störungen  (z. B. Higgins/Jennings/Mahoney 2010; Kim/Cicchetti 2004; Miner/Clarke-Stewart 2008).

Sensitives Eingehen auf die Signale des Babys bedeutet konkret:

Signale des Babys wahrnehmen und sie zu interpretieren versuchen

Zum Beispiel Wimmern, weil es die Aufmerksamkeit der Bezugsperson zu gewinnen versucht (vielleicht ist es gelangweilt oder sehnt sich nach Körperkontakt), oder Augenreiben als Ausdruck von Müdigkeit

Prompt und zeitnah auf die Signale reagieren

Sich möglichst sofort dem Kind zuwenden. Je jünger es ist, umso prompter soll reagiert werden. Ist Hingehen zum Kind im Moment nicht möglich, kann die Bezugsperson zum Baby sprechen und ihm so zu verstehen geben, dass es wahrgenommen wird und dass gleich jemand zu ihm kommt. So weiss das Kind, dass es mit seinem Verhalten verstanden wurde.

Angemessen reagieren

Zum Beispiel, indem man mit dem Kind spielt oder es am Körper trägt. Das Kind an einen ruhigen Ort in den Schlaf wiegen.

Im ersten Lebensjahr kann ein Kind nicht verwöhnt werden

Babys weinen nicht, um ihre Bezugspersonen zu nerven, sondern es ist ihre Art, mit der Bezugsperson zu kommunizieren. Babys kommen unselbständig auf die Welt und sind für das Überleben auf ihre Bezugspersonen angewiesen. Studien zeigen, dass das sensitive Eingehen auf kindliche Signale dazu beiträgt, dass Kinder weniger weinen. Es ist daher sehr wichtig, die kindlichen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Dabei ist das Eingehen auf psychische Grundbedürfnisse – zum Beispiel nach Liebe, Annahme und Vertrauen – genauso wichtig wie das Eingehen auf physiologische wie etwa Körperkontakt, Nahrung und Schlaf.

Präventionsangebote & Kurse

Sie möchten das Thema in Ihrem beruflichen Alltag konkret behandeln? Hier finden Sie unsere erprobten Programme und Kurse. Für weitere Informationen oder individuelle Lösungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: info@kinderschutz.ch

Engagement Kinderschutz Schweiz

Kinderschutz Schweiz benennt die Missachtung der Rechte der Kinder und fordert die konsequente Umsetzung der UNO-KRK in der Schweiz. Die Stiftung bringt sich in Debatten ein, wird zum Schutz der Kinder aktiv und fordert von den politisch Verantwortlichen kinder- und familienfreundliche Strukturen.

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