Kindeswohlgefährdung in der Schweiz

Optimus Studie 2018: Formen, Hilfen, fachliche und politische Implikationen

Kinder brauchen Schutz vor Gewalt, Übergriffen und Vernachlässigung. In der Schweiz übernehmen zahlreiche öffentliche und private Organisationen diese anspruchsvolle Aufgabe. Man weiss jedoch wenig darüber, mit welchen Formen von Kindeswohlgefährdung sie besonders häufig konfrontiert sind, ob alle betroffenen Kinder die nötige Unter­stützung erhalten und wie gut das Gesamtsystem funktioniert. Der dritte Zyklus der Optimus Studie gibt darüber erstmals umfassend Auskunft. 351 Einrichtungen desKindesschutzes stellten Informationen über die von ihnen betreuten Fälle zur Verfügung.

Im Erhebungszeitraum von drei Monaten erfassten sie demnach über 10'000 neue Fälle. Pro Jahr entspricht dies zwischen 30'000 und 50'000 Kindern, die neu oder erneut an eine Kindesschutzorganisation gelangen, weil sie Hilfe brauchen.

Es ist vermutlich nur die Spitze des Eisberges. Die Resultate deuten darauf hin, dass die Unterstützungsangebote sich nicht nur am Bedarf ausrichten. Zum einen bestehen grosse regionale Unterschiede; es hängt also vom Wohnort ab, welche Unterstützung ein Kind erhält. Zum anderen erfassen die Kindesschutzorganisationen für Jungen und Mädchen die gleichen Formen von Kindeswohlgefährdung nicht gleich häufig. Möglicherweise werden Gefährdungen je nach Geschlecht auch unterschiedlich wahrgenommen, beurteilt und erkannt oder eben nicht.

Weiter zeigen die Daten, dass Kinder wegen körperlicher Misshandlungen erst spät mit den Kindesschutzorganisationen in Kontakt kommen: Sie sind im Schnitt älter als zehn Jahre, obwohl auch schon deutlich jüngere Kinder physische Gewalt erleben.

Damit alle betroffenen Kinder unab­hängig von Wohnort, Geschlecht und Alter die nötige Unterstützung erhalten, braucht es Sensibilisierungsmassnahmen. Um den Gründen für mögliche Ungleichheiten und Versorgungslücken noch genauer auf die Spur zu kommen, ist eine verbesserte, standardisierte Datenerhebung im Sinne eines Monitorings nötig – und wie die vorliegende Studie zeigt – auch möglich.

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