Mit Kindern über schwierige Situationen sprechen

Als Eltern wollen wir die Kinder vor schlechten Nachrichten schützen. Doch sie bekommen mehr mit als wir denken.

Kinder haben ein Bedürfnis nach Vertrauen und Orientierung

Klimakrise, Corona-Pandemie, Kriege. Schwierige Themen sind omnipräsent. Sie können bei Erwachsenen Unsicherheiten und Ängste auslösen, ebenso bei Kindern. Als Eltern wollen wir die Kinder vor schlechten Nachrichten schützen. Doch sie bekommen mehr mit als wir denken. Sie spüren unsere Ängste und Sorgen. Das Vertrauen in die Welt und in die eigene Zukunft kann aus den Fugen geraten.

Indem Eltern die Kinder mit ihren Ängsten und Sorgen ernst nehmen und sie begleiten, stärken sie ihr Vertrauen. Die Kinder erfahren, dass sie in unsicheren Situationen Halt und Trost finden. Indem Eltern mit den Kindern über die Geschehnisse sprechen, sie erklären und einordnen helfen, geben sie ihnen Orientierung. Dies stärkt auch die Resilienz der Kinder. Dies gilt für alle schwierigen Situationen, auch im Umgang mit Krieg.

Alle Gefühle sind erlaubt: Sagen, was einen beschäftigt

Wenn das Kind nachfragt, warum wir bedrückt sind, können wir als Eltern in einfachen, klaren Worten schildern, was uns beschäftigt. Wenn das Kind weiterfragt, können die Eltern die Situation in einfachen Worten erklären. Sie können, wie im aktuellen Konflikt, eine Weltkarte hervorholen und dem Kind zeigen, wo die Länder liegen, die einen Konflikt mit Waffen austragen und im Krieg stehen. Oder mit älteren Kindern können sie gemeinsam eine Kindersendung anschauen, in der die Situation für Kinder verständlich erklärt und eingeordnet wird. Dies gilt auch für andere schwierige Situationen, wie z.B. die Klimakrise.

Mit den Kindern zu reden, signalisiert ihnen, dass sie auf ihre Gefühle und Wahrnehmungen vertrauen können, und dies gibt ihnen Sicherheit. Würden wir so tun, als wäre nichts, würde dies die Kinder im Gegenzug irritieren und verunsichern. Denn sie spüren unsere Unsicherheiten, können diese aber noch nicht selber einordnen.

Auch wenn sich Eltern Sorgen machen, können sie dies sagen. Dies hilft dem Kind zu spüren, dass sie mit ihren Fragen und Sorgen nicht alleine sind. Sie lernen, ihren eigenen Gefühlen zu vertrauen und Worte zu finden, um über ihre Gefühle zu sprechen. 

Zum Merken: 

Kanäle, die Sie gemeinsam mit den Kindern nutzen können:

Ab dem Grundschulalter:

Für ältere Kinder:

Kinder brauchen keine langen Reden, oft reicht ihnen ein kurzer Satz

Eltern müssen Kinder aber nicht über eine Krise aufklären, wenn sich diese nicht dafür interessieren. Sie können jedoch nachfragen, signalisieren dass sie bei Fragen und Unsicherheiten für das Kind da sind. Eltern müssen auch nicht ins Detail gehen. Wenn Eltern auf eine Frage keine Antwort haben, können sie dies ruhig zugeben. Es ist normal, nicht alles erklären zu können.

Zuerst die eigene Sauerstoffmaske anziehen

Eltern sollten ihre eigenen Ängste nicht ungefiltert an ihre Kinder weitergeben. Wenn Eltern die Ängste und Unsicherheiten stark beschäftigen, sollten sie sich bei anderen Erwachsenen Unterstützung holen. Wie bei der Sauerstoffmaske im Flugzeug. Eltern können dem Kind erst helfen, wenn sie zuerst sich selbst die Sauerstoffmaske übergezogen haben.

Kinder und Eltern brauchen regelmässig eine Pause. Gerade bei belastenden Ereignissen tut es gut, auch ab und zu abzuschalten, das Handy bewusst wegzulegen. Hier hilft es, sich längerfristig mit dem Thema der Selbstfürsorge auseinanderzusetzen.

Ab welchem Alter sollte man mit Kindern über den Krieg reden?

Dies kommt auf den Entwicklungsstand und das Interesse des Kindes an. Unter 5 Jahren sollte der Krieg nicht thematisiert werden, ausser das Kind fragt nach. Ein Kind hat ein Anrecht auf die Wahrheit. Denkt ein Kind aktiv über den Krieg nach und stellt es Fragen, kann man schon im Kindergartenalter altersentsprechend antworten. Wenn Kinder zeigen, dass sie sich Sorgen machen, aber nicht darüber reden wollen, können ihnen die Eltern signalisieren «Du kannst jederzeit zu mir kommen. Ich bin da, höre dir zu. Ich verstehe dich und deine Ängste».

Die Tagesschau ist gemäss jugendundmedien.ch erst für Jugendliche ab 13 Jahren geeignet. Formate, die speziell für Kinder aufbereitet sind, wie die SRF Kinder-News oder ZDF Logo eignen sich für Kinder ab 6 Jahren. Doch auch hier gilt es, den Entwicklungsstand des jeweiligen Kindes zu berücksichtigen und es ist sinnvoll, die Kindernachrichten gemeinsam zu schauen und im Anschluss darüber zu sprechen.

Kinder und Jugendliche kommen, z. B. über soziale Medien, auch an ungefilterte Informationen und verstörende Bilder. Bilder wirken stärker als Worte. Deshalb sollten Eltern hier vorsichtig sein, den Medienkonsum der Kinder noch mehr begleiten als sonst. Wenn ein Kind schlimme Bilder gesehen hat, hilft es zu wissen, dass Bilder mit der Dauer verblassen und den Schrecken verlieren können, in dem man darüber spricht, was das Bild bei einem auslöst.

Zum Merken

  • Die eigenen und die Gefühle der Kinder zulassen und ernst nehmen.
  • Fragen der Kinder ihrem Alter entsprechend beantworten.
  • Pause machen vom Weltgeschehen, sich bewusst sein: es ist in Ordnung, wenn du friedlich und glücklich lebst.
  • Gefühle erkennen und darüber reden: wie-gehts-dir.ch

Beratungsstellen

Präventionsangebote & Kurse

Sie möchten das Thema in Ihrem beruflichen Alltag konkret behandeln? Hier finden Sie unsere erprobten Programme und Kurse. Für weitere Informationen oder individuelle Lösungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: info@kinderschutz.ch

Engagement Kinderschutz Schweiz

Kinderschutz Schweiz benennt die Missachtung der Rechte der Kinder und fordert die konsequente Umsetzung der UNO-KRK in der Schweiz. Die Stiftung bringt sich in Debatten ein, wird zum Schutz der Kinder aktiv und fordert von den politisch Verantwortlichen kinder- und familienfreundliche Strukturen.

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