Entwicklungsaufgaben von Kindern und Eltern im Überblick

Die folgende Übersicht gibt Anhaltspunkte über die Entwicklungsaufgaben des Kindes und die entsprechenden Aufgaben der Eltern in dieser Zeit – sie ist nicht abschliessend und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Altersangaben sind sehr grob; der Entwicklungsverlauf der Kinder kann um einige Monate variieren.

 

 

Kind

Eltern

0 bis 6 Monate

Vertrauen bilden/Bindung

  • Bedürfnisse wie Hunger, Schlaf, Nähe stehen im Vordergrund
  • Das Ausdrücken von Gefühlen ist im Aufbau (z.B. Zurücklächeln)
  • Persönliche Bindungsbeziehungen werden aufgebaut

 

Achtung: Ein Kind in diesem Alter kann nicht «verwöhnt» werden.

 

Fürsorge

  • Feinfühligkeit
  • emotionale Verfügbarkeit & Zuwendung
  • Regulierung, z.B. durch körperliche Nähe
  • sanfte Pflege

6 bis 18 Monate

Die Umwelt entdecken/Exploration

  • Bringt sich vieles selbst bei, sammelt Erfahrungen durch Schmecken, Greifen, Schieben, Tragen, Ziehen.
  • Lernt, dass Personen und Objekte auch noch da sind, wenn sie gerade nicht sichtbar sind
  • Entwickelt sehr schnell körperliche Fähigkeiten wie Krabbeln, Laufen, Schränke öffnen etc.
  • Erste Erfahrungen mit Grenzen und Gefahren

Achtung: Ein Kind in diesem Alter sollte spielen und entdecken dürfen – Eltern sorgen für Sicherheit und sichere Umgebung.

 

Fürsorge

  • Unterstützen die eigenen Erfahrungen des Kindes
  • Schutz und Sicherheit
  • Feinfühligkeit
  • Affektregulierung beim Kind (wenn nötig)

 

18 Monate bis 3 Jahre

Denken lernen/den eigenen Willen entdecken («Ich»)

  • Beginnt nachzudenken und sich durch Sprache auszudrücken
  • Erste Abgrenzung: «Meins!», «Selber machen!», «Nein!»
  • Wutausbrüche, Aggressionen

 

Achtung: Wutanfälle nicht persönlich nehmen, sie sind meist ein Ausdruck von Hilflosigkeit, Überforderung und Frustration («Ich will selber, aber kann nicht.»)

     Fürsorge

  • Unterstützen das Kind, selbstständig Erfahrungen zu machen
  • Unterstützen die Willensbildung, z.B. dem Kind (minimale) Auswahlmöglichkeiten geben
  • Schutz und Sicherheit
  • Regulationshilfe: Gefühle des Kindes in Worte fassen und das Kind in Situationen mit starken Gefühlen begleiten
  • Wenige Regeln und Grenzen setzen

 

3 bis 6 Jahre

Soziales Umfeld erweitern/Freundschaften («Ich und die anderen»)

  • Kinder beginnen, miteinander statt nebeneinander zu spielen
  • Formt das Verständnis von sich und der Welt, Zeit der endlosen Fragen: Wann? Warum? Wie?
  • Orientiert sich allmählich nach aussen (andere Leute und Dinge)
  • Lernt zu verhandeln und Kompromisse zu schliessen
  • Kann begreifen, dass sein Handeln Auswirkungen & Konsequenzen hat
  • Ab dem Alter zwischen ca. 5 und 7 Jahren kann sich das Kind auf mehrere Dinge konzentrieren

Achtung: Ein Kind in diesem Alter braucht nach wie vor Begleitung bei der Gefühlsregulierung.

 

Vorbild sein

  • Selbstregulierung des Kindes verstärken und fördern, gleichzeitig feinfühlig auf Zeichen der Überforderung achten
  • Klaren Erziehungsrahmen bieten durch Vorbild und mit Rollen, Regeln und Grenzen

6 bis 12 Jahre

Zugang zur Welt des Wissens/Moralentwicklung

  • Kann sich zunehmend über geschriebene Sprache Wissen aneignen (Kulturtechniken Lesen und Schreiben)
  • Will als kompetent wahrgenommen werden, sich behaupten
  • Kann und will sich an Abmachungen halten und zur Gemeinschaft beitragen («Ämtli»)
  • Will mit Gleichaltrigen zusammen sein und gemeinsam mit anderen etwas erarbeiten, geht Freundschaften ein
  • Konflikte können immer besser selbst gelöst werden

Achtung: Ein Kind in diesem Alter ist emotional weiterhin abhängig von Eltern und anderen erwachsenen Bezugspersonen.

 

Förderung der Selbstständigkeit

  • Vorbild sein und Regeln und Vereinbarungen gemeinsam festlegen
  • Vermittlung von Moral
  • zunehmend mehr Verantwortung dem Kind übertragen, gleichzeitig feinfühlig auf Zeichen der Überforderung achten
  • Anerkennung der Leistung bei gleichzeitiger Wertschätzung des Kindes unabhängig von Leistung

13 bis 18 Jahre

Pubertät/Ablösung vom Elternhaus («Mein Leben»)

  • Selbstfindung, eigene Werte, Weltanschauung entwickeln
  • Veränderungen des Körpers und des eigenen Aussehens akzeptieren lernen
  • Freundeskreis aufbauen, engere Beziehung zu Freund/Freundin, erste sexuelle Kontakte
  • Emotionale Unabhängigkeit von den Eltern und anderen Erwachsenen
  • Vorstellungen über die eigene Zukunft entwickeln (Bildung und Berufswahl, Partnerschaft und Wohnform)

Loslassen

  • Ablösung unterstützen, gleichzeitig als «Rückhalt» in der Elternrolle verfügbar bleiben
  • Vertrauen in die Entwicklung behalten
  • Konflikte führen, Verhandeln und Vereinbarungen treffen
  • (wenn nötig) Schutz, Grenzen setzen, z.B. bei Mutproben, Drogenmissbrauch
  • zunehmend ein Leben ohne das Kind gestalten

Zum Merken

Der Mensch entwickelt sich ein Leben lang. In welchen Bereichen möchten Sie sich noch weiterentwickeln: Welche «Vision» von sich als Mensch im Allgemeinen und als Elternteil im Besonderen haben Sie

Engagement Kinderschutz Schweiz

Kinderschutz Schweiz benennt die Missachtung der Rechte der Kinder und fordert die konsequente Umsetzung der UNO-KRK in der Schweiz. Die Stiftung bringt sich in Debatten ein, wird zum Schutz der Kinder aktiv und fordert von den politisch Verantwortlichen kinder- und familienfreundliche Strukturen.

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