Verstecke dich nicht zu gut – irgendwann musst du dich ja selbst wiederfinden!

Kenne ich mich selbst und das, was mir wichtig ist? Setze ich mich mit den «Knöpfen», die meine Kinder bei mir drücken, auseinander? Selbstkenntnis ist wesentlich im Umgang mit anderen Menschen – und Eltern sind ihren Kindern dabei Vorbilder.

Was ist Selbstkenntnis?

Jonas (Name geändert), der Sohn einer guten Freundin, war knapp zwei Jahre alt, als er beim Eisessen im Zoo, oben am Tisch in seinem Kinderstuhl sitzend und wie aus dem Nichts verkündete: «Jonas ist wütend, weil Mama traurig ist». Wir schauten ihn mit grossen Augen an. Was die eigenen Gefühle kennen und sie offen ausdrücken angeht, hatte uns dieser kleine Mensch gerade alle in den Schatten gestellt.

Dieses Beispiel zeigt, was Selbstkenntnis im Kern bedeutet: Die Fähigkeit, unsere Gefühle zu erkennen, sie zu akzeptieren und offen auszudrücken. Unsere Gefühle verweisen wiederum auf das, was uns wichtig ist und am Herzen liegt: unsere Bedürfnisse. Vorstellen können wir uns das mit Hilfe eines Eisbergs: der kleine Teil über dem Wasser ist das, was wir anderen Menschen zeigen – also wie wir uns verhalten und was wir sagen. Direkt unter der Oberfläche sind unsere Gefühle, auch sie werden je nach Wellengang für andere sichtbar – vor allem in unserem Gesichtsausdruck. Weiter unten am Eisberg befinden sich unsere Bedürfnisse. Sie sind für andere unsichtbar. Gefühle und vor allem Bedürfnisse können wir anderen nur zeigen, wenn wir sie erstens von uns selber kennen und zweitens ausdrücken können – und zwar mit Worten.

Wie kann ich meine Selbstkenntnis vergrössern – und damit auch die meiner Kinder?

Die wichtigste Voraussetzung, um Selbstkenntnis zu vergrössern, ist die Bereitschaft und Offenheit, sich auf die eigenen Gefühle einzulassen, die eigenen Bedürfnisse kennenzulernen und über sie zu sprechen. Diese Voraussetzung gilt vor allem für uns Erwachsene. Kinder haben einen natürlichen Zugang zu ihren Gefühlen und Bedürfnissen, den viele Erwachsene im Laufe ihres Lebens verlernt haben. Kinder können in dieser Hinsicht also auch unsere Vorbilder sein!

Was Kinder lernen müssen, ist, ihre Gefühle und Bedürfnisse in Worte zu fassen. Und dabei sind wir Erwachsenen wiederum die Vorbilder. Dieser Lernprozess beginnt schon sehr früh. So lernt beispielsweise ein Kleinkind: Wenn es weint und Mutter oder Vater es mit den Worten «Ach herrje, bist du traurig?» in den Arm nehmen, dass das, was es gerade fühlt, mit «traurig» beschrieben werden kann (auch wenn es selber noch nicht sprechen kann). Wachsen Kinder in einer Umgebung auf, in der Gefühls- und Bedürfniswörter zum normalen Wortschatz der Erwachsenen gehören, lernen sie, ihr Innenleben – also der Teil des Eisbergs unter dem Wasser – klar mitteilen zu können. Sie werden dadurch nicht nur besser verstanden und ihre Bedürfnisse werden eher erfüllt, sondern sie können auch andere leichter verstehen.

Eine weitere wesentlich Voraussetzung für Selbstkenntnis ist Zeit für Gespräche (auch unter Erwachsenen!). Dazu gehört eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der Kinder und Erwachsene über ihre Gefühle und Bedürfnisse sprechen können, ohne bewertet und verurteilt zu werden. Also ein Raum, in dem alle freisprechen und alle zuhören können. Dadurch werden Selbstvertrauen, Ausdrucksfähigkeit und Kooperationsbereitschaft gestärkt. Der Umgang mit anderen Menschen wird leichter.

Hintergrund zum Motto

Das Motto «Verstecke dich nicht zu gut – irgendwann musst du dich ja selbst wiederfinden!» ist eines von 12 Mottos, welche durch den Elternkurs Starke Eltern – Starke Kinder® führen. Die Mottos bringen wichtige Erziehungsgrundsätze auf den Punkt und dienen Eltern als Leitsätze im Erziehungsalltag.

Der Elternkurs vermittelt das Modell der «anleitenden Erziehung»: Neben einer liebevollen, warmherzigen und aufmerksamen Haltung gegenüber den Kindern steht auch die Vermittlung von klaren Regeln, Werten und Normen im Vordergrund.

Präventionsangebote & Kurse

Sie möchten das Thema in Ihrem beruflichen Alltag konkret behandeln? Hier finden Sie unsere erprobten Programme und Kurse. Für weitere Informationen oder individuelle Lösungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: info@kinderschutz.ch

Engagement Kinderschutz Schweiz

Kinderschutz Schweiz benennt die Missachtung der Rechte der Kinder und fordert die konsequente Umsetzung der UNO-KRK in der Schweiz. Die Stiftung bringt sich in Debatten ein, wird zum Schutz der Kinder aktiv und fordert von den politisch Verantwortlichen kinder- und familienfreundliche Strukturen.

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