Anleitende Erziehung

Anleitende Erziehung beschreibt einen Erziehungsstil und eine Haltung, in der Eltern ihre Rolle als Erwachsene und ihre Verantwortung als Erziehende wahrnehmen.

Entwicklungsfördernder Erziehungsstil

Die anleitende Erziehung ist entwicklungsfördernd. Sie ist besonders geeignet, um Kinder zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Menschen zu erziehen. So zeigen Längsschnittstudien unter Berücksichtigung unterschiedlicher Familienkontexte, dass Kinder, die nach diesem Prinzip erzogen wurden, Kompetenzen im Bereich der Eigenverantwortlichkeit und Gemeinschaftsfähigkeit entwickeln.

Das Modell der anleitenden Erziehung

Das Modell der anleitenden Erziehung wird im von Kinderschutz Schweiz angebotenen Elternkurs Starke Eltern – Starke Kinder® in fünf aufeinander aufbauenden Stufen erklärt, erprobt und geübt:

Klärung  der Wert- und Erziehungsvorstellungen in der Familie

Was ist mir wichtig in meiner Familie? Welche Werte habe ich? Welche Ziele verfolge ich mit meiner Erziehung? Die Antworten auf diese Fragen helfen, eigene Vorstellungen bewusst zu machen. Mit diesem Bewusstsein ist es einfacher, nach den eigenen Werten und Zielen zu handeln (und sie nicht nur zu predigen). Ganz nach dem Motto: Vorbild dringt tiefer als viele Worte. Dabei gilt: Unterschiedliche Werte und Erziehungsvorstellungen werden akzeptiert und respektiert– bis auf einen zentralen Punkt: Gewalt in jeder Form zerstört das Vertrauen zwischen Eltern und Kindern und auch das Selbstvertrauen des Kindes.

Festigung der Identität als Erziehende

Kenne ich mich selbst? Diese Frage können wir wahrscheinlich nie abschliessend beantworten. Trotzdem hilft es, sie sich zu stellen. Um zum Beispiel genauer herauszufinden, wie ich mich mitteile. Wie ich meinen Kindern und anderen Menschen Rückmeldungen gebe. Und wie ich mit Rückmeldungen an mich umgehe. Denn: Durch Rückmeldungen von anderen lerne ich mich selber besser kennen. Frei nach den Mottos: Verstecke dich nicht zu gut – irgendwann musst du dich ja selbst wiederfinden. Und: Sprache schafft Wirklichkeit.

Stärkung des Selbstvertrauens zur Unterstützung kindlicher Entwicklung

Wie kann ich mein Kind unterstützen? Die Antwort auf diese Frage ist vielfältig. Unter anderem kann das heissen: Ich ermutige und anerkenne mein Kind so, wie es ist. (Zum Wachsen brauchen wir Anerkennung, Liebe und Vertrauen!). Ich weiss, an welcher Entwicklungsaufgabe mein Kind gerade dran ist. (Emotionale Probleme kannst du für andere nicht lösen – nur dabei helfen!). Ich höre meinem Kind mehr zu, dann verstehe ich es besser. Und ich suche mit ihm gemeinsam nach Lösungen.

Bestimmung von klaren Kommunikationsregeln in der Familie

Wie setze ich Grenzen? Wie treffen wir Vereinbarungen? Grosse Fragen. Sie werden überall dort wichtig, wo Menschen zusammentreffen. Und besonders in Familien. Vor allem Klarheit ist hier wichtig: Je aufrichtiger ich sagen kann, wie es mir geht, desto eher werde ich verstanden und wahrgenommen. Je klarer ich sagen kann, was ich möchte und was nicht, desto eher werde ich gehört und ernst genommen. Es gilt: Alle Gefühle sind erlaubt und werden akzeptiert – aber nicht alle Handlungen!

Befähigung zur Problemerkennung und -lösung

Wie lösen wir Probleme in der Familie? Im besten Fall finde ich bereits einen Teil der Antwort, wenn ich mich mit den ersten 4 Stufen oberhalb von dieser Stufe beschäftige. Frei nach dem Motto: Verändere zuerst dein Verhalten – erwarte nicht, dass der andere den ersten Schritt macht. Und es gibt einige Grundsätze, die ich beachten kann: Respekt ist nicht blinder Gehorsam. Konflikte und Streitgespräche gehören zum Leben dazu. Ich nehme mir Zeit für mein Kind. Ich kann – wenn nötig – sehr bestimmt sein. Konsequenzen sind sinnvoller als Strafen. Statt Vorwurf lieber Wunsch (lieber ICH- als DU-Botschaft). Und aus Sicht der Kinder: Wenn ich Beschlüsse, die mich betreffen, mitentschieden kann, bin ich auch eher bereit, sie einzuhalten.

Abgrenzung von anderen Erziehungsstilen

Die anleitende Erziehung grenzt sich von zwei gegensätzlichen Erziehungsstilen ab: dem autoritären Erziehungsstil, in dem Eltern über ihre Kinder bestimmen, und dem Laisser-faire-Erziehungsstil, bei dem die Eltern ihren Kindern keine Regeln und Grenzen vorgeben. Anleitung und Führung durch Eltern ist für Kinder und Jugendliche (auch wenn es in dieser Altersphase nicht immer so aussieht) von grosser Bedeutung. Die klaren Strukturen und Werte, die Eltern vorgeben und vorleben, geben dem Kind in Verbindung mit einer liebevollen, annehmenden Haltung das nötige Vertrauen, um neugierig zu sein und die Welt zu entdecken.

Hintergrund

Die anleitende Erziehung ist die Basis des Elternkurses Starke Eltern – Starke Kinder®. Der Elternkurs wurde vom Deutschen Kinderschutzbund entwickelt und ist Teil des präventiven Angebots für eine gewaltfreie Erziehung von Kinderschutz Schweiz. 

Präventionsangebote & Kurse

Sie möchten das Thema in Ihrem beruflichen Alltag konkret behandeln? Hier finden Sie unsere erprobten Programme und Kurse. Für weitere Informationen oder individuelle Lösungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: info@kinderschutz.ch

Politische Positionen

Kinderschutz Schweiz nimmt im Gesetzgebungsprozess Stellung und mischt sich in gesellschaftliche Debatten ein. Dabei stehen insbesondere die von der Stiftung aktuell priorisierten Themen im Fokus.

Engagement Kinderschutz Schweiz

Kinderschutz Schweiz benennt die Missachtung der Rechte der Kinder und fordert die konsequente Umsetzung der UNO-KRK in der Schweiz. Die Stiftung bringt sich in Debatten ein, wird zum Schutz der Kinder aktiv und fordert von den politisch Verantwortlichen kinder- und familienfreundliche Strukturen.

Weitere Informationen und Kontakt

Stéphanie Bürgi-Dollet
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Bereich Programme
Telefon +41 31 384 29 13
stephanie.buergi@kinderschutz.ch

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